Mittwoch, 28. Oktober: Brücken bauen - Als Auslandspfarrer in Belgien", Dr. Jacobi referierte im Jakobi-Treff "Kirche und Welt"
Das Thema war „Brücken bauen – Als Auslandspfarrer in Belgien“. Pfarrer Dr. Thorsten Jacobi berichtete über seine Erfahrungen und Eindrücke der fünf Jahre, die er als Auslandpfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Antwerpen tätig war. Er war einer von fast 120 Pfarrerinnen und Pfarrer, die im Auftrag der EKD im Auslandseinsatz – in Europa und auf dem ganzen Globus tätig sind. Sie betreuen die deutschsprachigen Gemeinden, die es an vielen Orten der Welt gibt. Die Liste reicht vom italienischen Heilbad Abano Terme über Santiago de Chile und Kapstadt bis zur Insel Zypern. Rund zwei Millionen evangelische Deutsche leben dauerhaft im Ausland, viele andere machen Urlaub.
Nach rund einem Jahr Vorlauf mit Auswahlgespräch bei der EKD in Hannover, Vorstellung in der Antwerpener Gemeinde ,Wahl zum zukünftigen Pfarrer, einem Ausreiseseminar der EKD in Berlin-Spandau und Sprachkursen „Niederländisch“ in Brüssel und Dortmund war am 1. September 2013 der Dienstantritt in Antwerpen. Bei der Vorbereitung habe ihn insbesondere beeindruckt, mit welcher Sorgfalt auch das familiäre Umfeld auf die neue Situation vorbereitet werde, so Jacobi.
Im Gegensatz zu Deutschland müssen die Pfarrer im Auslandseinsatz von den jeweiligen örtlichen Gemeinden finanziert werden, was für viele Gemeinden, deren Einnahmen letzten Endes auf Spenden der Mitglieder beruhen, einen finanziellen Kraftakt bedeute. Zum einen sei man dann als Auslandpfarrer unabhängig von der deutschen Kirchenbürokratie, aber auch in allem auf sich alleine gestellt: Kein Gemeindeamt, das den Schriftkram abwickelt, kein Küster, der die Gottesdiensträume vorbereitet, kein Kreiskirchenamt, das sich um die Pfarrerwohnung kümmert. Auch sei es gewöhnungsbedürftig, dass sich seine Gemeindemitglieder regional über eine Fläche so groß wie das Ruhrgebiet verteilten.
Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählte Jacobi die Präsenz als Redner bei Gedenkveranstaltungen wie dem jährlichen Volkstrauertag auf dem Soldatenfriedhof in Lommel oder den Feiern anlässlich des Endes des 1. Weltkriegs in Langemark. „Als Geistlicher darf man Dinge sagen, die Politiker lieber nicht sagen.“ Aber es brauche auch viel Fingerspitzengefühl; zudem habe das Gedenken an den Ersten Weltkrieg in Belgien einen hohen Stellenwert, da das Land im Gegensatz zu Deutschland Schauplatz der menschenverachtenden Schlachten gewesen ist und in beiden Weltkriegen von Deutschland überfallen worden ist.
Ein Höhepunkt seiner Amtszeit sei zweifellos das „Lutherjahr 2017“ gewesen, zu dessen Organisation in Antwerpen er wichtige Beiträge beisteuern durfte. So war er Kurator der Ausstellung „Luther-Frühling in Antwerpen“ in der Antwerpener St. Andreaskirche, wobei ihm zugute gekommen war, dass er ausgerechnet über „Das Verständnis christlicher Freiheit in den frühen Schriften Martin Luthers“ promoviert hatte. Ins Lutherjahr fiel auch die Einweihung des Martin-Luther-Platz (Maarten-Luther-Plein), im heute überwiegend katholischen Flandern war Antwerpen seinerzeit ein Schwerpunkt der Reformation.
Daneben habe es aber auch die normale Gemeindearbeit mit Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten und Konfirmandenunterricht gegeben, wenn auch nur mit drei Konfirmanden – da musste das Pfarrerehepaar eben halt selbst einige Rollen im weihnachtlichen Krippenspiel übernehmen.
Die anschließende Diskussion vertiefte insbesondere den historischen Komplex: Es wurde deutlich, dass im Bewusstsein der Belgier der erste Weltkrieg nach wie vor tiefe Spuren hinterlassen hat. Auch die Spaltung in unterschiedliche Gruppen sei in Belgien deutlich spürbarer als in Deutschland, nicht nur in Sprachregionen, sondern auch die Unterschiede der Konfessionen werden anders ausgetragen: Während in Deutschland vielfach gelebte Ökumene praktiziert wird und z. B. die Reformationsfeierlichkeiten überwiegend ökumenisch angelegt waren, wurde der zentraler Festgottesdienst der Protestantischen Kirche Belgiens in der Kathedrale zu Brüssel anlässlich „500 Jahre Reformation“ von extremistischen Katholiken gestört und die Polizei musste einschreiten.
Was hat besonders gut gefallen: Der intensive Kontakt mit einer kleinen Gemeinde und die vielen interkonfessionellen Begegnungen. Und was hat genervt: Der ungeheure Autoverkehr in und um Antwerpen, den die Belgier nur noch mit Selbstironie ertragen und der jetzt zum Weltkulturerbe erhoben werden soll…
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