21. Juni: „Wegen Umbau geöffnet“; Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ zum Wandel der Kirchen

21. Juni: „Wegen Umbau geöffnet“; Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ zum Wandel der Kirchen

21. Juni: „Wegen Umbau geöffnet“; Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ zum Wandel der Kirchen

# Archiv 2023

21. Juni: „Wegen Umbau geöffnet“; Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ zum Wandel der Kirchen

Prof. Traugott Jähnichen referierte im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ im Rahmen des 150-jährigen Bestehen der Jakobi-Kirche zum Wandel der Kirchen

Prof. Traugott Jähnichen referierte im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ im Rahmen des 150-jährigen Bestehen der Jakobi-Kirche zum Wandel der Kirchen

„Kirchen als Orte der Verkündigung und Gemeinschaft“ war im Juni das Thema im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“. Referent war Prof. Traugott Jähnichen, Lehrstuhlinhaber für christliche Gesellschaftslehre an der evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und Vorsitzender des ständigen theologischen Ausschusses der EKvW.

Jähnichen führte aus, dass es mit der Reformation ein neues Verständnis von Kirchen gegeben habe: Im Zentrum stand jetzt nicht mehr der „Heilige Ort“, sondern das „Wort“ und die verkündigende Predigt und Kirche als „Gemeinschaft der Gläubigen“. Für Martin Luther war es nur bedingt relevant, wo ein Gottesdienst stattfand: Luther in einer Kirchweihpredigt: „Kann es nicht unter einem Dach oder in einer Kirche geschehen, so geschehe es auf einem freien Platz unter dem Himmel, oder wo Raum dazu ist, aber doch so, dass es eine ordentliche, allgemeine, öffentliche Versammlung sei.“

Im 20. Jahrhundert hätten sich nicht zuletzt in der Barmer theologischen Erklärung von 1934 vier Säulen der Handlungsfelder und grundlegenden Aufgaben der Kirche herausgebildet: Erstens das Glaubenszeugnis, d.h. Verkündigung, Bildung und Lehre; zum zweiten die helfende Zuwendung zum Nächsten, d.h. Diakonie im weitesten Sinne; drittens die Gemeinschaft untereinander, d.h. Kontaktpflege und Seelsorge und viertens das gottesdienstliche Handeln, d.h. Feier, Musik, liturgische Gestaltung inkl. der Aspekte des Raums. Dabei stehe der Transformationsprozess der Kirchen gerade erst am Anfang, so Jähnichen. Dadurch, dass seit 2021 erstmalig weniger als 50% der Bevölkerung einer der beiden großen Kirchen angehören, stelle sich die Frage, inwieweit eine Aufrechterhaltung der „flächendeckenden Präsenz“ noch möglich sei. Als Ausweg biete sich der Aufbau von Kooperationen oder Kontakten zu anderen Akteuren in den Feldern des kirchlichen Handelns  (Gemeinschaft auch im Sinn von „Nachbarschaft“,  Verkündigung, gottesdienstliche Feiern und soziales Engagement) mit der Perspektive, „sich arbeitsteilig als Kirche Jesu Christi (zu) begreifen“. Das bedeute auch Arbeitsteilung/Absprache mit der katholischen Kirche, mit der Diakonie, mit Freikirchen/internationalen Gemeinden/freien christlichen Initiativen oder mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren.

Wichtig sei die Stärkung der „Sichtbarkeit“ von Kirche und der sorgsame Umgang mit Bauten, nicht nur unter finanziell und ökologischen Aspekten, sondern auch in Hinblick auf die symbolische Kommunikation. Dazu gehöre auch die vermehrte funktionsorientierte Ausrichtung von Kirchen, die auch die ursprünglich als Disziplinarmaßnahme eingeführten Kirchenbänke in Frage stelle, die zur Verdeutlichung der Hierarchie innerhalb der Kirche (hier Leitung – da Gemeinde) noch immer den Charakter der Kirchen prägten. Jähnichen: „Notwendig dazu ist ein klares evangelisches Profil, das in den vier Feldern kirchlichen Handelns erklärbar und begründet ist; Die Zukunft liegt in einer offenen, einladenden und sich auch wandelnden Kirche, eben “zum Umbau geöffnet““. Eine lebhafte und engagierte Diskussion mit vielen persönlichen - zum Teil auch sehr unterschiedlichen - Wahrnehmungen schloss sich dem Vortrag an.

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