06/04/2025 0 Kommentare
„Am Ende gibt es nur Verlierer …“: Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ zum Kriegsende in Rheine vor 80 Jahren
„Am Ende gibt es nur Verlierer …“: Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ zum Kriegsende in Rheine vor 80 Jahren
# Aktuelles 2025

„Am Ende gibt es nur Verlierer …“: Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ zum Kriegsende in Rheine vor 80 Jahren
Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Dr. Lothar Kurz zum Kriegsende in Rheine im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“, fast auf den Tag genau 80 Jahre nach dem Einmarsch der britischen Armee in Rheine an den Ostertagen 1945. Anhand von Tagebucheinträgen, Augenzeugenberichten und Luftaufnahmen aus den alliierten Archiven konnte Kurz den Zuhörern einen Einblick in das Geschehen und die Wirkung auf die rheinenser Bevölkerung vermitteln.
Kurz machte deutlich , dass das Leben in Rheine wegen der vielen Luftalarme durch lange Tage und Nächte in Bunkern geprägt war und dies über die letzten Monate des Krieges zu einer Zermürbung der Bevölkerung geführt habe. Allein im März 1945 gab es in Rheine 357 Voralarme und 149 Vollalarme, da Rheine in der Einflugschneise der alliierten Bomber ins Reichsgebiet lag. Durch zwei schwere Luftangriffe auf die Bahnanlagen und den Flugplatz Bentlage – der letzte erst am 21. März 1945 – waren große Teile der Innenstadt zerstört. Die noch in Rheine lebende Bevölkerung lebte in ständiger Angst vor dem nächsten Angriff. In den Wäldern am Stadtrand entstanden private Hütten und Bunker, in denen tausende Menschen Tag und Nacht hausten. Die Schäden im Stadtbereich waren so groß, dass auch auswärtige Kräfte aus Wuppertal, Münster und Dortmund herangezogen wurden.
Am Karsamstag wurden auf Befehl des Bürgermeisters die Geheimakten im Rathaus verbrannt. An Ostersonntag wurde die Hindenburgbrücke (heute: Ludgerusbrücke) im dritten Versuch gesprengt – eine sinnlose Aktion, da englische Pioniere bereits nach drei Tagen eine Behelfsbrücke installieren konnten. Die Quellen zeigen deutlich, dass hier in Rheine die britische Militärverwaltung mit rüden Mitteln versuchte, Ordnung wieder herzustellen. Die Zerstörungen waren kolossal. Alexander Clifford, Kriegsberichterstatter der „Daily Mail“ über Rheine nach dem Ende des Krieges: „ … wenn ihr glaubt, die Deutschen seien nicht genug bestraft worden, dann braucht ihr nur durch Rheines Straßen zu gehen.“
Zum Abschluss zeigte Kurz auf, was mit den vielen Kriegstoten und gefallenen Soldaten geschehen war: Bereits relativ zeitnah wurde 1949 ein Obelisk auf dem hinteren Teil des katholischen Friedhofs Königsesch für die hier beigesetzten russischen Kriegsgefangenen errichtet – vermutlich in Zusammenhang mit einer Visitationsreise der Sowjetischen Militärmission. Auch gibt es dort eine Sammelgrabstätte für polnische Zwangsarbeiter, die in der Marienschule untergebracht waren und die bei dem Bombenangriff im November 1944 umgekommen waren. Das Ehrenmahl für deutsche Soldaten auf dem katholischen Friedhof Königsesch wurde erst 1956 in der heutigen Form errichtet. Hier sind auch die über 70 Soldaten beigesetzt, die am 8. November 1944 in der Bahnunterführung am Staelskottenweg umgekommen sind.
Am Ende war allen Zuhörern bewusst, welches Ausmaß an Leid und Zerstörung die damalige Bevölkerung erlebt hat und wie wichtig der Erhalt des Friedens ist. Kurz : „ Am Ende eines Krieges gibt es keinen Gewinner und Verlierer, sondern nur Verlierer.“
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