09/02/2025 0 Kommentare
„Keine Angst vor Veränderungen - Jetzt!“ Superintendent André Ost referiert im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“
„Keine Angst vor Veränderungen - Jetzt!“ Superintendent André Ost referiert im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“
# Aktuelles 2025

„Keine Angst vor Veränderungen - Jetzt!“ Superintendent André Ost referiert im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“
"Wie wir als Kirche das Schrumpfen lernen … und trotzdem wirksam bleiben“ war das Thema des Jakobi-Treffs "Kirche und Welt" der Jakobi-Gemeinde in Rheine im Januar. Als Referent konnte Karl Wilms Superintendent André Ost begrüßen. Als Superintendent ist Ost der leitende Theologe des Ev. Kirchenkreises Tecklenburg.
Ost führte aus, dass der Mitgliederrückgang der Kirchen schneller sei als erwartet. Das Forschungszentrum Generationenverträge am Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik der Universität Freiburg unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen lässt daran keinen Zweifel: Die von der sog. „Freiburger Studie“ ursprünglich für 2060 prognostizierte Halbierung der Mitgliederzahl könnte bereits 2040 eintreten. Der Rückgang habe viele Gründe und basiere mittlerweile stärker auf Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten als auf demografischen Faktoren. Das bedeute für die Kirche in Zukunft weniger Mitglieder, weniger Finanzkraft, weniger hauptamtliches Personal und Relevanz. Immer weniger Menschen bezeichneten sich als Christen. Auf die Hilfe der Kirche wollten aber viele trotzdem nicht verzichten. „Es besteht kein Zweifel daran, dass die Säkularisierung unaufhaltsam voranschreitet“, zitierte Ost den Religionssoziologen Detlef Pollack. Für den Kirchenkreis Tecklenburg bedeute dies, dass die Mitgliederzahl von heute rd. 67.000 voraussichtlich auf ca. 57.000 im Jahr 2030 sinken wird. Dazu komme eine ungünstige Altersstruktur der Pfarrer im Kirchenkreis. So werden im Kirchenkreis Tecklenburg bis zum Jahr 2032 von 35 Pfarrerinnen und Pfarrern 23 in den Ruhestand gehen.
Im Herbst letzten Jahres habe der Kirchenkreis eine Zukunftswerkstatt gestartet. Unterstützt wird der Kirchenkreis dabei von einer Beratungsfirma, die sich auf Anpassungsprozesse für Menschen in gemeinnützigen Organisationen spezialisiert hat. Ausgangspunkt war eine Online-Befragung, an der mehr als 1.000 Menschen teilgenommen haben. In der quantitativen Umfrage wurde u.a. der Frage nachgegangen, was Kirche attraktiv macht (Spitzenplatz „Gemeinschaft und Zugehörigkeit“, 73%) und in welchen Bereichen der Kirchenkreis Tecklenburg in den nächsten 10 Jahren Geld investieren sollte (Spitzenplatz „Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“, 71%). Die Zukunftswerkstatt soll Klarheit über die weitere Entwicklung bis 2030 geben, Regelungen der Finanzverteilung überprüfen, regionale Nachbarschaften als Personalplanungsräume und Ebene der gemeinsamen Verständigung stärken sowie den Weg zur Entwicklung Interprofessioneller Pastoralteams (IPT) aufzeigen.
Die Zukunftswerkstatt mache deutlich, dass es jetzt darauf ankomme, Verlustängste zu überwinden und den Transformationsprozess zu gestalten. Ost: „Dazu zählt auch die Notwendigkeit, die Ortsgemeinden zu entlasten – insbesondere auch von eigenen Ansprüchen. Ebenso steht eine Wandlung des Pfarrbildes sowie eine Stärkung des Ehrenamtes auf der Agenda.“ Dabei gelte es, stets den evangelischen Weg zu beachten, Entscheidungen über Einschnitte und Prioritätensetzungen möglichst im presbyterialen, regionalen und synodalen Konsens zu treffen.
So zeigte sich Ost zuversichtlich, auch die schwierigen Zukunftsfragen angehen zu können: Wo sollte man gegen den Trend investieren? Welche Zukunft hat die Kindertagesstättenarbeit angesichts der für die kirchlichen Träger aktuell nicht auskömmlichen Gesetzeslage? Wie (über-)lebt eine Kirchengemeinde in Zukunft ohne eigene Pfarrperson? Die ersten Schritte in Richtung Kooperation auf regionaler Ebene seien in der Westregion des Kirchenkreises bereits gemacht. Die vier Kirchengemeinden Neuenkirchen-Wettringen, Rheine-Jakobi und Rheine-Johannes und Hörstel werden seit Mitte letzten Jahres durch einen Gemeindemanager unterstützt. Neben allen organisatorischen Anpassungen dürfe die Kernauftrag der Kirche, Verkündigung und Seelsorge zu betreiben, nicht außer Acht gelassen werden. Dazu passe auch die Jahreslosung für 2025: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Eine lebhafte Diskussion unter den zahlreichen Zuhörern schloss sich an den Vortrag an.
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